Thema: Warme Brezeln, Schokomuffins & geniale Ideen Di Jan 19, 2010 11:49 pm
Konichiwa! Also... da alle hier ihre Geschichten oder ähnliches vorstellen, hab ich mir gedacht, ich könnt das auch mal machen... Ich bin kein Experte, aber ... vielleicht gefällt sie euch trotzdem. LG Vany (:
Einführung
Spoiler:
Einführung
Ein Mädchen grinst in die Kamera hinein. Ihre goldenen Locken sind ein wenig verschneit und ihre Nase ist von der Kälte ganz rot geworden. „Zoey!“, lacht sie, „Film doch nicht nur meine Nase! Ich hab da nen Pickel!“ Die Kamera wird kurz von einem Lacher geschüttelt, sodass das Bild verwackelt. „Tu ich doch gar nicht!“, sagt eine Stimme kichernd. Meine Stimme. Das Mädchen grinst frech: „Ich verlass mich auf dich!“ Unsere Fußstapfen im Schnee werden immer wieder neu zugeschneit. Während jemand mit der Kamera in der Hand die Wiese entlang stapft, wackelt das Bild immer wieder, aber das Mädchen mit den goldenen Locken ist immer noch im Bild und tanzt jetzt mit einem zweiten Mädchen, Matsuri, die von einer dritten Person einen Schneeball in den Rücken geworfen bekommt. „Jody!“, flucht Matsuri, lacht dann aber, und dreht sich zu Jody um. Sie ist die größte von allen und grinst Matsuri an. „Was ist denn?“, fragt sie ganz unschuldig. „Glaub ja nicht, ich hätte den Schneeball nicht gemerkt!“, Matsuri fuchtelt mit ihrem Zeigefinger vor Jodys Nase herum. Jody zeigt auf das Mädchen mit den goldenen Locken: „Entschuldigung, aber Kim hat mir das Zeichen gegeben!“ Matsuris Augen werden zu Schlitzen. Mit einer schnellen Umdrehung starrt sie nun Kim an. „Aha!“, ruft sie, „So ist das also!!“ Kim schüttelt schnell den Kopf. „Und mir hat das Zeichen Zoey gegeben!“ Sie zeigt in Richtung Kameramann, in diesem Fall eher eine Kamerafrau. Matsuri funkelt mich an. „Zoey…“, bringt sie mit knirschenden Zähnen hervor. Und meine Wenigkeit sagt nur: „Und so zerbröselt der Keks nunmal.“ Diesen Satz habe ich vor einigen Jahren in einem Film gehört. Aber das half mir jetzt auch nicht mehr, denn das letzte, was passiert, ist, dass die Kamera in den Schnee fällt und meine panischen Schreie, verfolgt von dem wilden Gejaule Matsuris, weit weg getragen werden.
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So war es früher. Früher, als mein Leben noch in Ordnung war. Eigentlich ist es immer noch in Ordnung. Aber ein großer Teil fehlt und er fehlt so sehr, dass ich manchmal das Bedürfnis habe, laut zu schreien. Einfach so. Die Kamera habe ich wieder auf den Nachttisch gelegt und jetzt starre ich an die weiße Decke meines Zimmers. Im Nebenzimmer hört mein Bruder irgendein Krimi-Hörspiel. Ich kann einen Sprecher mit ziemlich rauer Stimme hören, die sich jedoch ein wenig verzerrt durch die Trennung unserer Wände anhört. Ich bin hundemüde, allerdings kann ich nicht schlafen. Stundenlang liege ich in meinem Bett, versuche krampfhaft, die Augen geschlossen zu halten, und mein Gehirn einfach auszuschalten. Doch es will nicht. Wo ist mein Hirn, wenn ich es brauche, und warum ist es da, wenn ich mal an nichts denken will? Um kurz vor halb zwölf schaffe ich es, einzuschlafen. Für gerade mal dreißig Minuten. Denn genau um Mitternacht fährt ein ganzer Krampf durch meinen Körper, von oben bis unten, und meine Augen reißen sich erschrocken auf. Blitzschnell erhebt sich mein ganzer Oberkörper und ich sitze kerzengerade in meinem Bett und schreie. Erschöpft sacke ich wieder zurück und blicke in das tiefe Dunkle meines Zimmers. Mein Schädel dröhnt und fühlt sich kochend heiß an, und ich merke, wie sehr ich schwitze. Ich habe ganz vergessen, was ich geträumt habe, aber es hat was mit den vergangenen Monaten zu tun - die schrecklichsten Monate meines Lebens. Meine Hand schnellt zum Lichtschalter meiner Nachttischlampe und meine Augen erfassen wieder die vertrauten Möbel in meinem Zimmer. Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite und mein Blick bleibt an meiner Kamera hängen. Seufzend schließe ich die Augen. „Nicht schon wieder.“, murmle ich leise, kurz bevor die Tür aufgerissen wird. „Zoey!“, sagt meine Mutter schockiert und setzt sich an mein Bett, „Ist alles in Ordnung?“ Ich nicke kurz und flüstere: „Es ist alles in Ordnung, Mum.“ Meine Mutter scheint erleichtert und folgt meinen immer noch an der Kamera haftenden Blick. Sie berührt meine Stirn und spricht sanft zu mir: „Du musst diese Zeiten vergessen, Zoey. Jedes mal, wenn du die Aufnahmen siehst, zerfrisst es dich ein wenig mehr von innen.“ Meine Augen scheinen unheimlich trocken. „Ich vermisse sie.“ „Das weiß ich doch.“, meine Mutter steht auf und sieht mich lächelnd an, „Aber es wäre das beste für dich. Tu es für sie.“ Mit diesen Worten tritt sie aus meinem Zimmer raus und schließt die Tür. Ich starre immer noch auf die Kamera. Plötzlich merke ich, wie eine salzige Flüssigkeit aus meinem rechten Auge rinnt. Ich streiche mir mit der Hand kurz die Träne weg, dann versuche ich, ein Lächeln aufzusetzen. „Das würde sie doch nicht wollen.“, spreche ich mir selber zu. Dann schalte ich das Licht aus und kann endlich, nach einigen weiteren Stunden, einschlafen.
Wenn wir uns alle jeden Morgen in der Schule sehen, lachen wir noch. Wir lächeln uns an, machen dieselben bescheuerten Dinge, wie früher auch. Aber ich weiß, dass wir alle innerlich noch nicht von diesem Schmerz losgekommen sind. Ich bin mir immer noch sicher, dass es meine Schuld war und ich es hätte verhindern können, auch wenn die anderen versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Schuldgefühle werde ich vielleicht nie wieder los. Wenn ihr wissen wollt, was passier ist, dann sollte ich allerdings von ganz vorne anfangen. Nehmt euch ein wenig Zeit und versucht, mir folgen zu können. Aber lasst euch von dem ersten harmlosen Eindruck nicht täuschen - es steckt vielmehr dahinter, als ihr denkt.
Kapitel 1
Spoiler:
Kapitel 1
Ich sah schweigend aus dem Fenster. Der Lehrer an der Tafel faselte irgendetwas von linearen Funktionen, ein Thema, was ich doch wahrscheinlich eh nie wieder gebrauchen würde. Meine Gedanken gaben sich ihren Träumen hin, und ich merkte fast gar nichts um mich herum. Ich musste an den vergangenen Tag denken. Mein Onkel hatte mal wieder Mist gebaut. „Verdammt.“, dachte ich, „Warum macht der sowas?“ Jody, meine Tischnachbarin und beste Freundin, bemerkte den leicht verträumten Blick in meinen Augen und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht hin und her. „Zoey?“, fragte sie kurz, „Schläfst du?“ Nein, diese Frage ist berechtigt, da manche Leute mit offenen Augen schlafen können. Und ich gehöre dazu. Ich bemerkte den Schatten vor mir und schüttelte schnell den Kopf: „Nein… nein, nein, ich bin wach.“ Ich setzte ein Lächeln auf. „War nur in Gedanken.“ Jody lächelte zurück: „Woran hast du gedacht?“ „Nun ja…“, murmelte ich und wollte es ihr gerade erklären, als der Lehrer uns mit den freundlichen Worten „Noch einmal, und ihr seid draußen!“ ermahnte. Da Jody mich trotzdem noch bettelnd ansah, musste ich wohl oder übel versuchen, so unauffällig wie möglich, ihr die Situation zu erklären. Ich kratzte mich an der Stirn und flüsterte, mit den Blick an die Tafel gerichtet: „Ich hab dir doch schon von meinem Onkel erzählt, oder?“ Jody sprach in einen von ihr sehr gut vorgetäuschten Huster: „Dieser Mistkerl von Alkoholiker?“ Ich nickte und packte dann ein Taschentuch aus, um so zu tun, als würde ich mir die Nase putzen. „Er ist wieder aus dem Gefängnis raus.“ Jodys Augen weiteten sich erschrocken. „Oh, oh.“, brummelte sie, während sie sich am Nasenflügel kratzte. Mein Kopf machte erneut eine nickende Bewegung. „Er hat meine Tante wieder geschlagen. Und meine Oma.“, sagte ich mit gedämpfter Stimme, als der Lehrer sich gerade einer atemberaubenden Zeichnung eines Graphen widmete. In Jodys Augen funkelte Mitleid. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „Hey, das wird schon wieder.“, meinte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Ich wollte kurz grinsen, als der Lehrer brüllte: „Jody! Raus auf den Flur!!“ Genervt erhob Jody sich und trottete zur Tür. Ich schenkte ihr noch einen entschuldigenden Blick, bevor sie den Raum verließ. Unser Lehrer richtete sich an mich: „Und du, mein Fräulein.“ Zoey. Einfach nur Zoey. War das so schwer? „Noch eine Unaufmerksamkeit deinerseits, und du wirst eine Extraaufgabe bekommen!“ Ich nicke wortlos. Die Augen des Lehrers schienen, sich durch mich durch bohren zu wollen, aber es gelang ihnen nicht. Ich starrte kalt zurück. Erwartete der Kerl eine Entschuldigung? Seufzend drehte sich der Lehrer wieder der Tafel zu. Bevor er die Kreide ansetzte, verkündete er: „Dies ist der wichtigste Punkt linearer Funktionen! Also passt jetzt gut auf!“ Langsam, so als wäre es ein Weltwunder, zog er einen langen Strich in ein Koordinatensystem, auch als Graph zu bezeichnen. Die ganze Klasse hielt gebannt die Luft an… Aber nicht wegen Mathe, sondern weil endlich die Schulglocke läutete. Und das bedeutete: Pause! Der Lehrer hatte gar keine Chance, gegen diese Menge von freudigen Kindern anzukommen, die die Klassentür zu überrollen schien. Draußen stand Jody und grinste Kim, Matsuri und mich an. „Na, Jody?“, grüßte Kim, „Wie war‘s?“ Jody zog eine Augenbraue hoch. „Super!“, sagte sie dann. Kim hatte wieder so ein Lächeln aufgesetzt, dass sich von einem Ohr zum anderen hinzog. Jody setzte einen müden Blick auf: „Kim! Du grinst wieder so blöd…“ Mit einem Lachen zog Kim uns die Treppen des Schulgebäudes runter in die Cafeteria. Matsuri begriff: „Ah! Sie will endlich ne Brezel!“ Kim verbesserte sie: „Eine warme Brezel!“
An der Cafeteria angekommen sah Matsuri die Tür nicht und lief gegen diese. Ich lachte sie aus. „Du bist so blöd!“, grinste ich. Matsuri rieb sich den Kopf, gluckste aber ebenfalls. „Ja…“, gab sie zu, „Ich überrasch mich auch jedes mal aufs neue.“ Jody sah sie vielsagend an: „Das überrascht dich? Ich dachte, du gewöhnst dich langsam...“ „An deinen… Körper!“, Kim lachte los. „Körper! Körper, Leute, Körper!!“ Wir allerdings sahen sie alle gleichzeitig an. Kim bemerkte unsere Blicke und lachte noch lauter. Kim sah immer alles zweideutig, wieso auch immer. Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür und hielt sie allen drei offen. Kurz nachdem Jody als letzte in der Cafeteria verschwand, folgte ich und achtete nicht darauf, dass ich aus Versehen einem Jungen die Tür vor der Nase zuschlug. „Ey!“, fuhr er mich an. Ich sah ihn genervt an. „Was?“ Er runzelte die Strin, als wäre ich bescheuert und sagte: „Du bist für ein Mädchen ganz schön unfreundlich!“ „Was erwartest du von mir? Bin ich ein Türsteher, oder was?“, giftete ich zurück. Jody bemerkte, dass ich nicht nachkam und stattdessen eine Unterhaltung mit einem Jungen führte, und stellte sich neben mich. „Kommst du?“, fragte sie. „Moment!“, wehrte ich ab, „Ich bin noch lange nicht fertig!“ Ich sah den Jungen wütend an: „Denkst du echt, Mädchen sind nur dazu da, um Jungs die Tür aufzuhalten?! Ich wusste ja, dass ihr uns ausnutzt, aber sooo schlimm?“ Der Junge schüttelte den Kopf: „Was bist du denn für eine?“ Jody zog mich mit sich und sah den Jungen noch grinsend an: „Tschuldigung! Einfach nicht beachten!“ Ich protestierte, aber konnte mich nicht rechtzeitig losreißen. Schon war ich bei Kim und Matsuri, Kim hatte eine warme Brezeln in ihrer Hand und grinste über beide Ohren. „Pff…“, grummelte ich, „Ich war noch nicht fertig mit meiner Konversation!“ Jody schlug mir sanft gegen die Stirn: „Du hast dem Kerl die Tür vor der Nase zugeschlagen!“ „Hehehehe…“, lachte Matsuri und wurde dann tot ernst, „Also Zoey!!“ Aber man sah, dass sie innerlich sich einen zurecht gackerte. Kim fragte interessiert: „Wem denn?“ Ich sah mich kurz um. „Ah!“, sagte ich dann und zeigte auf den Kerl, der meiner Meinung nach so unfreundlich gewesen war, „Der da! Dieser Hopper an der Theke!“ „Hopper? Wo isn‘ da nen Hopper?“, fragte Kim und verreckte ihren Hals total, um diesen Kerl sehen zu können. Jody prustete: „Das ist doch kein Hopper!“ „ Nein? Ich find schon!“, sagte ich. „Der hat nen ganz normales T-Shirt an, ne normale Jeans… was ist denn daran Hopper-Mäßig?“ „Leute! Welcher Hopper!?“, Kim sah immer noch keinen Hopper. Ich schüttelte den Kopf und zeigte immer noch auf den Jungen: „Das da ist ganz klar ein Hopper!“ „Und jetzt gerade hat er geguckt!“, sagte Jody dann süffisant grinsend. Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu dem Kerl um. „Was hat der für ein Problem?“ Kim quengelte los: „Welcher Hopper denn!!!“ Matsuri stöhnte: „Och, der da!“ Sie deutete mit ihrem Finger zur Theke hin. „Ach, deeeer da!“, Kim ging ein Licht auf. Nach kurzer Zeit murmelte sie noch: „Also… der sieht doch ganz gut aus…“ Wieder sahen wir sie alle gleichzeitig an. „Iss deine Brezel!“, meinte Jody dann und Kim aß still ihre Brezel weiter, ohne noch einen Mucks von sich zu geben. Allerdings wanderten ihre Augen immer wieder zu dem Jungen hin, der jedoch irgendwann glücklicherweise die Cafeteria verließ. Wahrscheinlich hatte er unsere teils anhimmelnden, teils hasserfüllten Blicke gemerkt. „Jetzt ist er weg…“, stellte sie fest, fast ein wenig enttäuscht. „Gut für ihn!“, sagte ich, „Sonst hätte ich ihn beim Verlassen der Cafeteria gehindert oder ihm noch nen Ellbogen in die Rippen gerammt!“ Kim sah mich schockiert an: „Zoey!!“ Ich prustete los. „Sorry…“
Nach einigen Minuten klingelte es bereits zur nächsten Stunde. In der ganzen Pause hatten wir nur darüber geredet, warum die Wandfarbe der Cafeteria weiß waren, und nicht grün. Matsuri und ich waren fest davon überzeugt gewesen, dass die grüne Farbe uns den Appetit noch mehr verderben würde, falls es mal Mittagessen gab, wenn wir Nachmittagsunterricht hatten. „Kommt, Leute! Jetzt ist Langeweile angesagt!“, rief Kim vergnügt und lief voraus, mit uns im Schlepptau. Matsuri und sie gingen vor uns her und redeten immer noch über den Hopper an der Theke. Jody stattdessen redete über ein ganz anderes Thema: „Und … was ist jetzt mit deinem Onkel?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“, sagte ich, „Ich weiß nicht, wo er sich jetzt aufhält, nur, dass er wieder frei herumläuft und tut, was er will.“ Meine Freundin nickte kurz. „Also… falls du mal darüber reden möchtest… also… dann kannst du mich gerne fragen.“ Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „Mach ich.“ Das Tolle an Jody war, dass sie mir immer zuhörte und mich verstand, da sie selbst sehr abgefahrene Verwandte hatte. Wir hatten beide unsere Probleme. Klar, mit Kim und Matsuri könnte ich auch darüber reden, aber ich wollte meine Probleme nun mal nicht jedem erzählen. „Gibt es irgendwas, womit ich dir jetzt helfen könnte?“, fragte Jody dann mit sanfter Stimme. Ich schüttelte den Kopf. Erst danach überlegte ich wirklich. „Obwohl doch.“, mein Schütteln wurde zu einem Nicken. „Mach einfach das, was du gerade auch getan hast. Wenn du mich mit den anderen ablenkst, ist es am besten.“ Ich grinste. Jody nickte. „Gut… aber du glaubst nicht, dass dein Onkel vielleicht mal kommen könnte… hier zu uns?“ „Ach was!“, ich winkte ab, „Wir sind doch Optimisten!“ Dann lachte sie freundlich. „Hast Recht.“ Und dann tat sie wieder mal das, worum ich sie gebeten hatte. Wir wechselten schnell das Thema und lachten nun über Jodys Ex-Freund, der ihr immer noch die Ohren voll heulte. Im Klassenzimmer gesellten sich auch wieder Kim und Matsuri zu uns. Wie gut, dass wir alle in einer Klasse waren. Wir tratschten immer noch über Jodys Ex. Dieser Typ war wirklich die Härte. Er hatte nun eine neue Freundin, - angeblich die vierzehnte in seinem Leben, aber anscheinend hat er nur Jody jemals wirklich geliebt (Natürlich!) - eine total nette Schwester, sympathische Eltern, gute Noten und viele gute Freunde - und er wollte sich immer noch das Leben nehmen! „Kopf meets Tischplatte.“, stöhnte ich und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte knallen. Kim kicherte. „Was für ein Idiot…“, ich schlug mich einmal. Jody nickte eifrig: „Hab ich auch gedacht!“ Matsuri sah Jody fragend an: „Moment mal! Der hat ein super Leben und will sich umbringen? Warum?!“ Jody antwortete: „Angeblich wegen mir.“ „Ja? Wirklich? Gut!“, Matsuri grinste, „Dann läuft das demnächst so: Er steht auf dem Schuldach und sagt »Ich springe jetzt!« Und wir alle winken und sagen »Schreib ne Karte.«! Ha!!“ Wir alle gackerten los, obwohl das gar nicht wirklich lustig war. Aber selbst Jody lachte, von daher war es bestimmt nicht so schlimm. „Boah, bist du fies…“, grinste ich. Natürlich würden wir nie lachen, wenn sich der Kerl tatsächlich irgendwann so weit hätte, dass er… aber allein die Vorstellung war lustig, vorallem, wenn man den Jungen persönlich kennt. Er ist wirklich so doof, wie ich es euch sage! Wenn man sagt „Hey, ich mach jetzt Kampfsport!“ sagt er darauf „Wirklich? Oh gut! Ich hab auch schon mal Judo gemacht… schwarzer Gürtel…“ Das hat er mir mal erzählt, aber am Ende kam heraus, das er noch nicht ein einziges Mal Judo gemacht hat.
Mit einem seltsamen Gefühl im Magen klingelte ich, als ich wieder zuhause vor unserer Haustür stand. Die Schule war langweilig gewesen, wie immer. Aber ich hatte auch meinen Spaß. Zwischendurch hatte ich noch ein Gespräch mit meinem Kumpel Sam geführt, der mal wieder hoffnungslos verliebt war - und zwar nicht in ein Mädchen. Dann hatte ich mich noch mit irgendeinem aus der Oberstufe angelegt, weil der Matsuri so scheiße angemacht hat, weil sie gegen ihn gelaufen ist, und dann haben wir uns ein wenig geprügelt und ich war der Gewinner gewesen. Und während ich mit Jody im Bus gesessen hatte, haben wir uns über kleine Kinder lustig gemacht. Es war ein Tag wie immer gewesen, und ich hatte keinen Grund, ein seltsames Gefühl im Magen zu haben. Wieso also stand ich jetzt, mit dem Finger auf dem Klingelknopf und diesen in Zeitlupe runterdrückend, vor meinem Haus und mit einem wie wild rasendem Herzen? Ich zitterte sogar ein wenig. Als sich die Tür öffnete, wurde mir speiübel. In den Augen meiner Mutter funkelten Tränen. „Mum…?“, fragte ich sie vorsichtig, „Ist etwas passiert?“ Meine Mutter hatte ein Telefon in den Händen und bat mich herein. Sie schien anscheinend mit meiner Oma zu reden, also wollte ich sie auch nicht stören. Sie verschwand wieder im Wohnzimmer und ich hörte ihre Stimme nur noch ein wenig gedämpft durch die Wand durch. Wortlos zog ich meine Schuhe und meinen Mantel aus. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Was war denn jetzt wieder los? Ich weiß, es ist unfreundlich, sowas zu tun, aber ich musste einfach: Ich legte ein Ohr an die Tür zum Wohnzimmer und lauschte angestrengt. „Nein, Jana…“, hörte ich meine Mutter und jetzt war ich mir sicher, dass sie mit meiner Oma reden musste. „Jana, hör zu…“, meinte sie, „Es ist nicht deine Schuld.“ Ich hielt den Atem an. Meine Mutter schien ziemlich verzweifelt. Kein Wunder. Wenn meine Großmutter einmal angefangen zu klagen hatte, hört sie so schnell nicht auf. „Es ist voll und ganz Harrys Schuld, Jana.“, fuhr sie fort, „Er ist nicht mehr Herr seiner Sinne… ja. Genau. Das denke ich auch. Sein Vater… ja. Nein, natürlich kannst du da nichts für. Aber… ja. Nein!!“ Ich seufzte einmal leise. Jetzt war meine Laune schlagartig in den Minusbereich gesunken. Ich wusste noch nicht mal genau, was passiert war. Aber sicherlich nichts gutes. Wenn es um Harry ging, war es nie gut.
Harry.
Das war mein Onkel. Ich wanderte die Treppe hinauf in mein Zimmer. Der Onkel, der wieder auf freiem Fuß war. Der Onkel, der Jana, seine leibliche Mutter, geschlagen hat und es jetzt wieder tut. Der Onkel, der selbst seine Frau, jetzt Ex-Frau, geschlagen hat. Ich öffnete die Zimmertür und setzte mich auf mein Bett. Der Onkel, den ich über alles hasse, weil er der schrecklichste Mensch ist, den ich kenne. Der Onkel, dem ich am liebsten einen Besuch abstatten würde und…
„Argh!!“, brüllte ich und schlug auf meinem Kissen herum. Dann vergrub ich meinen Kopf und schrie weiter. Andere Mädchen weinen, wenn sie traurig sind, ich weine nicht. Ich weinte nie. Wenn ich sauer oder traurig war, kreischte ich einmal oder schlug solange auf etwas herum, bis ich nicht mehr konnte. Aber weinen, das tat ich nicht. Ich konnte mich noch nicht mal an das letzte Mal erinnern, wo ich eine Träne vergossen hatte. Nach einigen Minuten sackte ich erschöpft auf meinem Bett zusammen. Jetzt brauchte ich Jody. Aber meine Mutter telefonierte schließlich. Doch selbst sie hatte jetzt aufgehört und saß stumm im Wohnzimmer. Später gesellte sich noch mein Vater zu ihr und sie redeten. Ich konnte ihre Stimmen hören, allerdings verstand ich nichts. Ich war zu kraftlos, um jetzt nacht unten zu gehen und das Telefon zu holen. Stattdessen starrte ich an die Decke und wartete. Mein Magen knurrte. Ich fröstelte. „Kinder!!“, brüllte irgendwann mein Vater von unten. Er hörte sich ziemlich wütend an, aber nicht wegen einem von uns, sondern wegen seinem Bruder Harry. Verständlicher weise. Ich war es auch. Wir alle waren es. Mein Bruder William kam mit mir zusammen die Treppe nach unten herunter. „Ja?“, fragte William. Er war gerade mal 12 Jahre und wusste nicht, was mit Harry war, oder mit Jana. Vielleicht war es auch besser so. William lächelte ein wenig verwirrt, da er diese miserable Stimmung bemerkte. Mein Vater sah uns an und meinte: „Ihr solltet vielleicht für etwas längere Zeit zu Ella und Joseph.“ „Waaaas?!“, ich wollte gar nicht so laut schreien, aber es kam so aus mir heraus. Erstens hatte ich keine Ahnung, warum ich zu meinen extrem weit entfernten Verwandten fahren sollte, zweitens konnte ich Ella und Joseph nicht ausstehen. Sie waren immer so hochnäsig. Das kann daran liegen, weil sie sowas wie eine Adelsfamilie sind. Sie sind etwas älter als meine Eltern, haben allerdings auch Kinder, und die waren noch schlimmer, als Ella und Joseph. Lucy und Daniel waren die Härte. Ungefähr in meinem Alter, also so um die 15, 16 Jahre, und arrogant, außerdem hackten sie immer auf meinem Bruder rum und wenn ich ihnen eine reinschlug, bekam ich Hausarrest von Leuten, die noch nicht mal meine Erziehungsberichtigten waren! Mein Vater seufzte: „Ihr müsst nicht… aber es wäre sicherer für euch.“ William runzelte die Stirn: „Sicherer? Wieso sicherer?“ Bedrückende Stille. Ich versuchte, meine Eltern da rauszuholen und protestierte: „Warum können wir nicht zu Oma Jana? Oder… zu unseren anderen Großeltern Daisy und Charlie?!“ Meine Mutter legte mir behutsam eine Hand auf die Schulter: „Das ist noch zu nah…“ Ich wehrte die Hand ab: „Ich will hier bleiben! Bei Jody und den anderen. Bei euch!“ William wurde langsam auch etwas wütend. „Ich will auch hier bleiben…“ Meine Eltern sahen ihn verwundert an. „Ich hasse Lucy und Daniel.“, murmelte er zaghaft. Ich nickte schnell: „Und Ella und Joseph sind die nervigsten Leute, die ich kenne!“ Meine Eltern tauschten verzweifelte Blicke aus. „Gut. William, gehst du kurz in dein Zimmer?“, fragte meine Mutter dann. William gehorchte und verschwand. „Zoey…“, fing meine Mutter an, „Es geht um Harry.“ Oh je. „Mein Bruder ist, wie du weißt, aus dem Gefängnis raus.“, erklärte mein Vater. Ich nickte. Er fuhr fort: „Er hat natürlich sofort wieder angefangen, Mist zu bauen… Jana lebt nun in Angst in ihrem Haus. Da könnten wir euch nie im Leben hinschicken. Und Helga erreichen wir nicht mehr.“ „Sie ist wahrscheinlich weggezogen.“, murmelte ich. Harrys Frau hatte mit uns fast nie etwas zu tun. Kein Wunder, dass sie uns nichts erzählt hat. „Kann sein.“, murmelte mein Vater, „Jedenfalls ist er irgendwo, und vielleicht … vielleicht kommt er hier her!“ Ich schluckte einmal. „Quatsch…“, sagte ich schnell, „Wird er schon nicht.“ „Er könnte aber!“ „Aber er weiß wahrscheinlich nicht mal mehr, wo wir wohnen, oder wo unsere Schule ist… der würde sich hier nie im Leben zurecht finden.“, meinte ich. „Mag sein.“, sagte mein Vater, „Wenn ihr also an einen sichereren Ort wollt… dann verstehen wir das.“ „Aber wenn ihr hier bleiben wollt, ist das auch in Ordnung.“, murmelte meine Mutter sanft, „Ihr habt hier schließlich eure Freunde und alles…“ Ich nickte schnell. „Ja. Wir bleiben hier.“ Ich entschied einfach für meinen Bruder mit, da er eh meiner Meinung gewesen war. „Gut.“, beide nickten. „Ihr könnt euch was zu essen machen, wenn ihr wollt. Wir wollten zu Jana und sie ein wenig ablenken.“ „In Ordnung.“ Beide verließen kurze Zeit später das Haus. Ich machte mich am Herd zu schaffen. William setzte sich an den Tisch und ich stellte ihm einen Teller Spagetti hin. „Danke.“, sagte William zufrieden. „Bitte.“, nuschelte ich und setzte mich zu ihm. Wir redeten gar nicht. Erst später, als wir schon fast fertig waren, fragte William: „Zoey?“ „Ja?“ „Müssen wir zu Daniel und Lucy?“ „Nein.“, beruhigte ich ihn und er schien tatsächlich erleichtert. Kurze Zeit später fragte er wieder: „Zoey?“ „Ja?“ „Was… was ist mit Grandma?“, fragte er zögernd. Ich sah ihn ein wenig schockiert an. „W-wie bitte…!?“ „Grandma… Jana… was ist mit ihr? Warum darf ich am Wochenende nicht zu ihr?“, er hörte sich richtig traurig an. Ich ließ meine Gabel sinken: „Du wolltest am Wochenende zu ihr?“ „Ja. Und vor ein paar Tagen durfte ich noch und jetzt nicht mehr…“ „Weißt du…“, ich überlegte kurz. Sollte ich William etwa wirklich sagen, dass wir einen gewalttätigen Onkel hatten? Eigentlich hatte er ein Recht darauf, es zu wissen. Aber wie sollte ich ihm das erklären? Er sah mich abwartend an. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Schon gut.“ „Weißt du es auch nicht?“, fragte er leicht enttäuscht. Ich nickte wortlos, dann räumte ich den Tisch auf. William verschwand wieder in seinem Zimmer. Und ich ebenfalls, allerdings mit dem Telefon in der Hand.
Wird noch fortgesetzt.
Zuletzt von Kimi Aoko am So Jan 24, 2010 8:32 pm bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet
Rallen Spellblader
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Thema: Re: Warme Brezeln, Schokomuffins & geniale Ideen Mi Jan 20, 2010 2:30 pm
Also soviel zum Thema "Ich bin kein Experte, aber ... vielleicht gefällt sie euch trotzdem." Ich finde den Anfang schon sehr gelungen, und ich will wissen wie es weiter geht, wollt ich nur eben angemerkt haben. Was genau ist denn passiert? Gerade dachte ich für einen Moment Matsuri sei tot, aber dann kam, dass man am Tag lachen würde als wäre nichts passiert. ... Ein Streit?.. ... Ein unfall?
Lass mich bitte nicht allzulange warten, ja? ^w^ Suuper liebe Grüße, ach und ja, Gute Rechtschreibung Chiten~ Ch: -.- hör auf dich unter meinen namen auszugeben! -.- Gut, dann halt Assra~ Ch: ^w^ Hab dich lieb Vany..^^ O,o ...
Aurora Schmetterlingsfreund
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Thema: Re: Warme Brezeln, Schokomuffins & geniale Ideen Mi Jan 20, 2010 7:38 pm
xD Jaaaha. Achso. @ Rallen: Der Titel hat schon so seinen Sinn, da die Freunde gerne Warme Brezeln aus der Schulkantine essen, bzw. Schokomuffins vom Kiosk und sie auf die genialsten Ideen kommen. ^w^ Wird später noch ein wenig erklärt.. .... aber ich muss gucken, ob ich den nicht doch noch änder ^^
Kimi Aoko BÄÄMS!
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Thema: Re: Warme Brezeln, Schokomuffins & geniale Ideen Mi Jan 20, 2010 9:23 pm
Und wieder mal hab ich nen bisschen geschrieben. Diesmal bin ich noch unzufriedener mit meinem Werk, als davor. xD Vielleicht sollte ich es nochmal überarbeiten... es ist so... komisch. Egal. Seid einfach ehrlich und wundert euch nicht, dass jetzt alles so HAPPY scheint, obwohl es davor so depri war. (Kommt noch, Leute, kommt noch xD) Ich glaub, es ist eher langweilig geworden... egal! (Ich werds noch überarbeiten, wenn ihr meint, es ist noch nicht das Gelbe vom Ei.)
Kapitel 1
Ich sah schweigend aus dem Fenster. Der Lehrer an der Tafel faselte irgendetwas von linearen Funktionen, ein Thema, was ich doch wahrscheinlich eh nie wieder gebrauchen würde. Meine Gedanken gaben sich ihren Träumen hin, und ich merkte fast gar nichts um mich herum. Ich musste an den vergangenen Tag denken. Mein Onkel hatte mal wieder Mist gebaut. „Verdammt.“, dachte ich, „Warum macht der sowas?“ Jody, meine Tischnachbarin und beste Freundin, bemerkte den leicht verträumten Blick in meinen Augen und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht hin und her. „Zoey?“, fragte sie kurz, „Schläfst du?“ Nein, diese Frage ist berechtigt, da manche Leute mit offenen Augen schlafen können. Und ich gehöre dazu. Ich bemerkte den Schatten vor mir und schüttelte schnell den Kopf: „Nein… nein, nein, ich bin wach.“ Ich setzte ein Lächeln auf. „War nur in Gedanken.“ Jody lächelte zurück: „Woran hast du gedacht?“ „Nun ja…“, murmelte ich und wollte es ihr gerade erklären, als der Lehrer uns mit den freundlichen Worten „Noch einmal, und ihr seid draußen!“ ermahnte. Da Jody mich trotzdem noch bettelnd ansah, musste ich wohl oder übel versuchen, so unauffällig wie möglich, ihr die Situation zu erklären. Ich kratzte mich an der Stirn und flüsterte, mit den Blick an die Tafel gerichtet: „Ich hab dir doch schon von meinem Onkel erzählt, oder?“ Jody sprach in einen von ihr sehr gut vorgetäuschten Huster: „Dieser Mistkerl von Alkoholiker?“ Ich nickte und packte dann ein Taschentuch aus, um so zu tun, als würde ich mir die Nase putzen. „Er ist wieder aus dem Gefängnis raus.“ Jodys Augen weiteten sich erschrocken. „Oh, oh.“, brummelte sie, während sie sich am Nasenflügel kratzte. Mein Kopf machte erneut eine nickende Bewegung. „Er hat meine Tante wieder geschlagen. Und meine Oma.“, sagte ich mit gedämpfter Stimme, als der Lehrer sich gerade einer atemberaubenden Zeichnung eines Graphen widmete. In Jodys Augen funkelte Mitleid. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „Hey, das wird schon wieder.“, meinte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Ich wollte kurz grinsen, als der Lehrer brüllte: „Jody! Raus auf den Flur!!“ Genervt erhob Jody sich und trottete zur Tür. Ich schenkte ihr noch einen entschuldigenden Blick, bevor sie den Raum verließ. Unser Lehrer richtete sich an mich: „Und du, mein Fräulein.“ Zoey. Einfach nur Zoey. War das so schwer? „Noch eine Unaufmerksamkeit deinerseits, und du wirst eine Extraaufgabe bekommen!“ Ich nicke wortlos. Die Augen des Lehrers schienen, sich durch mich durch bohren zu wollen, aber es gelang ihnen nicht. Ich starrte kalt zurück. Erwartete der Kerl eine Entschuldigung? Seufzend drehte sich der Lehrer wieder der Tafel zu. Bevor er die Kreide ansetzte, verkündete er: „Dies ist der wichtigste Punkt linearer Funktionen! Also passt jetzt gut auf!“ Langsam, so als wäre es ein Weltwunder, zog er einen langen Strich in ein Koordinatensystem, auch als Graph zu bezeichnen. Die ganze Klasse hielt gebannt die Luft an… Aber nicht wegen Mathe, sondern weil endlich die Schulglocke läutete. Und das bedeutete: Pause! Der Lehrer hatte gar keine Chance, gegen diese Menge von freudigen Kindern anzukommen, die die Klassentür zu überrollen schien. Draußen stand Jody und grinste Kim, Matsuri und mich an. „Na, Jody?“, grüßte Kim, „Wie war‘s?“ Jody zog eine Augenbraue hoch. „Super!“, sagte sie dann. Kim hatte wieder so ein Lächeln aufgesetzt, dass sich von einem Ohr zum anderen hinzog. Jody setzte einen müden Blick auf: „Kim! Du grinst wieder so blöd…“ Mit einem Lachen zog Kim uns die Treppen des Schulgebäudes runter in die Cafeteria. Matsuri begriff: „Ah! Sie will endlich ne Brezel!“ Kim verbesserte sie: „Eine warme Brezel!“
An der Cafeteria angekommen sah Matsuri die Tür nicht und lief gegen diese. Ich lachte sie aus. „Du bist so blöd!“, grinste ich. Matsuri rieb sich den Kopf, gluckste aber ebenfalls. „Ja…“, gab sie zu, „Ich überrasch mich auch jedes mal aufs neue.“ Jody sah sie vielsagend an: „Das überrascht dich? Ich dachte, du gewöhnst dich langsam...“ „An deinen… Körper!“, Kim lachte los. „Körper! Körper, Leute, Körper!!“ Wir allerdings sahen sie alle gleichzeitig an. Kim bemerkte unsere Blicke und lachte noch lauter. Kim sah immer alles zweideutig, wieso auch immer. Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür und hielt sie allen drei offen. Kurz nachdem Jody als letzte in der Cafeteria verschwand, folgte ich und achtete nicht darauf, dass ich aus Versehen einem Jungen die Tür vor der Nase zuschlug. „Ey!“, fuhr er mich an. Ich sah ihn genervt an. „Was?“ Er runzelte die Strin, als wäre ich bescheuert und sagte: „Du bist für ein Mädchen ganz schön unfreundlich!“ „Was erwartest du von mir? Bin ich ein Türsteher, oder was?“, giftete ich zurück. Jody bemerkte, dass ich nicht nachkam und stattdessen eine Unterhaltung mit einem Jungen führte, und stellte sich neben mich. „Kommst du?“, fragte sie. „Moment!“, wehrte ich ab, „Ich bin noch lange nicht fertig!“ Ich sah den Jungen wütend an: „Denkst du echt, Mädchen sind nur dazu da, um Jungs die Tür aufzuhalten?! Ich wusste ja, dass ihr uns ausnutzt, aber sooo schlimm?“ Der Junge schüttelte den Kopf: „Was bist du denn für eine?“ Jody zog mich mit sich und sah den Jungen noch grinsend an: „Tschuldigung! Einfach nicht beachten!“ Ich protestierte, aber konnte mich nicht rechtzeitig losreißen. Schon war ich bei Kim und Matsuri, Kim hatte eine warme Brezeln in ihrer Hand und grinste über beide Ohren. „Pff…“, grummelte ich, „Ich war noch nicht fertig mit meiner Konversation!“ Jody schlug mir sanft gegen die Stirn: „Du hast dem Kerl die Tür vor der Nase zugeschlagen!“ „Hehehehe…“, lachte Matsuri und wurde dann tot ernst, „Also Zoey!!“ Aber man sah, dass sie innerlich sich einen zurecht gackerte. Kim fragte interessiert: „Wem denn?“ Ich sah mich kurz um. „Ah!“, sagte ich dann und zeigte auf den Kerl, der meiner Meinung nach so unfreundlich gewesen war, „Der da! Dieser Hopper an der Theke!“ „Hopper? Wo isn‘ da nen Hopper?“, fragte Kim und verreckte ihren Hals total, um diesen Kerl sehen zu können. Jody prustete: „Das ist doch kein Hopper!“ „Nein? Ich find schon!“, sagte ich. „Der hat nen ganz normales T-Shirt an, ne normale Jeans… was ist denn daran Hopper-Mäßig?“ „Leute! Welcher Hopper!?“, Kim sah immer noch keinen Hopper. Ich schüttelte den Kopf und zeigte immer noch auf den Jungen: „Das da ist ganz klar ein Hopper!“ „Und jetzt gerade hat er geguckt!“, sagte Jody dann süffisant grinsend. Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu dem Kerl um. „Was hat der für ein Problem?“ Kim quengelte los: „Welcher Hopper denn!!!“ Matsuri stöhnte: „Och, der da!“ Sie deutete mit ihrem Finger zur Theke hin. „Ach, deeeer da!“, Kim ging ein Licht auf. Nach kurzer Zeit murmelte sie noch: „Also… der sieht doch ganz gut aus…“ Wieder sahen wir sie alle gleichzeitig an. „Iss deine Brezel!“, meinte Jody dann und Kim aß still ihre Brezel weiter, ohne noch einen Mucks von sich zu geben. Allerdings wanderten ihre Augen immer wieder zu dem Jungen hin, der jedoch irgendwann glücklicherweise die Cafeteria verließ. Wahrscheinlich hatte er unsere teils anhimmelnden, teils hasserfüllten Blicke gemerkt. „Jetzt ist er weg…“, stellte sie fest, fast ein wenig enttäuscht. „Gut für ihn!“, sagte ich, „Sonst hätte ich ihn beim Verlassen der Cafeteria gehindert oder ihm noch nen Ellbogen in die Rippen gerammt!“ Kim sah mich schockiert an: „Zoey!!“ Ich prustete los. „Sorry…“
Nach einigen Minuten klingelte es bereits zur nächsten Stunde. In der ganzen Pause hatten wir nur darüber geredet, warum die Wandfarbe der Cafeteria weiß waren, und nicht grün. Matsuri und ich waren fest davon überzeugt gewesen, dass die grüne Farbe uns den Appetit noch mehr verderben würde, falls es mal Mittagessen gab, wenn wir Nachmittagsunterricht hatten. „Kommt, Leute! Jetzt ist Langeweile angesagt!“, rief Kim vergnügt und lief voraus, mit uns im Schlepptau. Matsuri und sie gingen vor uns her und redeten immer noch über den Hopper an der Theke. Jody stattdessen redete über ein ganz anderes Thema: „Und … was ist jetzt mit deinem Onkel?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“, sagte ich, „Ich weiß nicht, wo er sich jetzt aufhält, nur, dass er wieder frei herumläuft und tut, was er will.“ Meine Freundin nickte kurz. „Also… falls du mal darüber reden möchtest… also… dann kannst du mich gerne fragen.“ Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „Mach ich.“ Das Tolle an Jody war, dass sie mir immer zuhörte und mich verstand, da sie selbst sehr abgefahrene Verwandte hatte. Wir hatten beide unsere Probleme. Klar, mit Kim und Matsuri könnte ich auch darüber reden, aber ich wollte meine Probleme nun mal nicht jedem erzählen. „Gibt es irgendwas, womit ich dir jetzt helfen könnte?“, fragte Jody dann mit sanfter Stimme. Ich schüttelte den Kopf. Erst danach überlegte ich wirklich. „Obwohl doch.“, mein Schütteln wurde zu einem Nicken. „Mach einfach das, was du gerade auch getan hast. Wenn du mich mit den anderen ablenkst, ist es am besten.“ Ich grinste. Jody nickte. „Gut… aber du glaubst nicht, dass dein Onkel vielleicht mal kommen könnte… hier zu uns?“ „Ach was!“, ich winkte ab, „Wir sind doch Optimisten!“ Dann lachte sie freundlich. „Hast Recht.“ Und dann tat sie wieder mal das, worum ich sie gebeten hatte. Wir wechselten schnell das Thema und lachten nun über Jodys Ex-Freund, der ihr immer noch die Ohren voll heulte. Im Klassenzimmer gesellten sich auch wieder Kim und Matsuri zu uns. Wie gut, dass wir alle in einer Klasse waren. Wir tratschten immer noch über Jodys Ex. Dieser Typ war wirklich die Härte. Er hatte nun eine neue Freundin, - angeblich die vierzehnte in seinem Leben, aber anscheinend hat er nur Jody jemals wirklich geliebt (Natürlich!) - eine total nette Schwester, sympathische Eltern, gute Noten und viele gute Freunde - und er wollte sich immer noch das Leben nehmen! „Kopf meets Tischplatte.“, stöhnte ich und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte knallen. Kim kicherte. „Was für ein Idiot…“, ich schlug mich einmal. Jody nickte eifrig: „Hab ich auch gedacht!“ Matsuri sah Jody fragend an: „Moment mal! Der hat ein super Leben und will sich umbringen? Warum?!“ Jody antwortete: „Angeblich wegen mir.“ „Ja? Wirklich? Gut!“, Matsuri grinste, „Dann läuft das demnächst so: Er steht auf dem Schuldach und sagt »Ich springe jetzt!« Und wir alle winken und sagen »Schreib ne Karte.«! Ha!!“ Wir alle gackerten los, obwohl das gar nicht wirklich lustig war. Aber selbst Jody lachte, von daher war es bestimmt nicht so schlimm. „Boah, bist du fies…“, grinste ich. Natürlich würden wir nie lachen, wenn sich der Kerl tatsächlich irgendwann so weit hätte, dass er… aber allein die Vorstellung war lustig, vorallem, wenn man den Jungen persönlich kennt. Er ist wirklich so doof, wie ich es euch sage! Wenn man sagt „Hey, ich mach jetzt Kampfsport!“ sagt er darauf „Wirklich? Oh gut! Ich hab auch schon mal Judo gemacht… schwarzer Gürtel…“ Das hat er mir mal erzählt, aber am Ende kam heraus, das er noch nicht ein einziges Mal Judo gemacht hat.
Wird noch fortgesetzt.
Rallen Spellblader
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